Nationale Pandemie-Taskforce
Politiker müssen in der Pandemie Entscheidungen treffen, damit …
- möglichst wenig Menschen sollen erkranken oder gar sterben,
- das gesellschaftliche Leben soll halbwegs erträglich sein und
- die Wirtschaft muss einigermaßen funktionieren.
Die Zusammenhänge innerhalb dieser Bereiche und zwischen ihnen sind so komplex, dass weder Politiker noch Wissenschaftler oder Wirtschaftsexperten die Entwicklung insgesamt oder die Wirkung von Maßnahmen im Einzelnen genau genug vorhersagen können. Von Banalitäten einmal abgesehen: im kompletten lock-down kommt das Infektionsgeschehen nach vier Wochen zum Stehen. Aber zu welchem Preis?
Welche Ziele können die Politiker bei ihren Entscheidungen leiten? Was sollten sie insgesamt bedenken? Wie sehen ihre Entscheidungsvorlagen aus? Auf welchen Fakten und Evidenzen beruhen sie? Wer erstellt sie?
Aber nicht nur Ärzte sehen sich vor diese Herausforderungen gestellt. Sie betreffen das gesamte Gesundheitssystem. Deshalb ist auch eine thematische Verbreiterung dieser Einrichtung schon angedacht.
Wir gehen noch einen Schritt weiter und fordern für diese Einrichtung zusätzliche operative Kompetenzen:
Aus dem Pandemierat wird die Nationale Pandemie-Taskforce. Nach politischen Entscheidungen sind immer koordinierende Maßnahmen zur regionalen Umsetzung erforderlich. Und die gehen deutlich über die Aufgaben eines beratenden Pandemierates hinaus und überschreien auch die operativen Möglichkeiten der Selbstverwaltung bei weitem.
Und bei alldem dürfen wir möglichst wenig Zeit verlieren. Was Zeitverlust bedeutet, hat die Arbeitsgruppe um Viola Priesemann bereits im Juni 2020 gezeigt. Zeitverzögerungen von zwei Wochen zwischen dem Erkennen einer bedrohlichen Entwicklung, der politischen Entscheidungsfindung, der parlamentarischen Entscheidung, der Umsetzung der Maßnahmen und schließlich der Wirkung auf das Infektionsgeschehen sind einfach zu lang! Die Folgen kann man an der aktuellen Entwicklung leicht ablesen! Es geht nicht darum, Schuld zu verteilen, sondern darum, das nächste Mal besser zu werden. Und das nächste Mal kommt bestimmt!
Die Nationale Pandemie-Taskforce verbessert die sachliche Auseinandersetzung auf wissenschaftlicher Grundlage.
Die Bedeutung von Daten und Fakten sowie die Evidenzen zum Infektionsgeschehen, zur Epidemiologie und zu Behandlungsmöglichkeiten sind bundesweit einheitlich. Deshalb sollten sie auch an einer Stelle erhoben und zur Politikberatung aufbereitet werden. Eine solche Stelle existiert nicht.
Wie kann die Pandemie-Taskforce konkret helfen?
Deshalb schlagen wir den zügigen Aufbau einer Pandemie-Taskforce vor.
Sie kann zunächst folgende Aufgaben übernehmen:
- Erhebung von Kapazitäten in Gesundheitsversorgung und im öffentlichen Gesundheitsdienst
- Aufbau von sicheren und zuverlässigen IT-basierten Monitoring- und Berichtsstrukturen
- Sammlung, Abgleich und Aufbereitung valider Daten
- Bereitstellung und Interpretation aussagekräftiger Analysen
- Erstellung von Prognosen und Simulationen mit Best- und Worst-Case-Analysen
- Erstellung und Bewertung intelligenter, abgestufter Interventionsstrategien
- Erarbeitung von Entscheidungsgrundlagen für Politiker mit verständlichen Erläuterungen.
- Erstellung eines einheitlichen Kommunikationskonzeptes
Die Pandemie-Taskforce ist eine ständige Einrichtung. Größe und Zusammensetzung folgen der aktuellen Dynamik. Sie sollte interdisziplinär aufgestellt sein wie etwa der Sachverständigenrat zur Begutachtung der Entwicklung im Gesundheitswesen, Gremien der Leopoldina, der Deutsche Ethikrat oder Gremien des Deutschen Netzwerkes Versorgungsforschung. Ihre Aussagen haben beste wissenschaftliche Qualität, sie werden wahrgenommen und akzeptiert – auf Bundesebene und in jedem Bundesland. Wer etwas besser weiß, ist eingeladen seine Evidenz rechtzeitig einzubringen.
Solche Herausforderungen für das Gesundheitssystem werden zunehmen. Immer wieder zeigen sich dabei die Gräben zwischen Bund und Ländern, zwischen Politik und Selbstverwaltung sowie zwischen Selbstverwaltung und Versorgungseinrichtungen. Diese Gräben sind nicht Ausdruck von Böswilligkeit der Beteiligten, sondern sie sind systemisch im Design des Gesundheitssystems zementiert.
Unter dem Titel “Strategiewechsel jetzt” zeigen wir, dass ein Nationales Institut für Gesundheit diese Blockaden bereits mittelfristig überwinden kann.
Das NIG ist im Bereich zwischen Politik, Gesundheitsversorgung, Wissenschaft und Bevölkerung angesiedelt. Seine Hauptaufgaben sind
- die Politikberatung zur Verbesserung des Gemeinwohls in allen Fragen der Gesundheit,
- die Steuerung des Gesundheitssystems zum Nutzen aller Beteiligten,
- die Entwicklung des Gesundheitssystems in eine sichere Zukunft.
Details dazu und Literatur finden Sie unter www.strategiewechsel-jetzt.de oder bei den Autoren.