Strategiewechsel und Corona

Strategiewechsel jetzt!

Corona-Pandemie als Chance für eine Neuausrichtung unseres Gesundheitssystems

Warum haben wir den Titel so gewählt?

Dass ein Strategiewechsel fällig ist, wissen Fachleute seit langem.

In nahezu allen Gutachten des Sachverständigenrates zur Begutachtung der Entwicklung im Gesundheitswesen findet man entsprechende Hinweise. Zahlreiche Verlautbarungen einschlägiger Institutionen und Vereinigungen fordern das Gleiche wie etwa Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung, Deutscher Ethikrat, Leopoldina, Arbeitsgemeinschaft medizinisch wissenschaftlicher Fachgesellschaften, um nur einige zu nennen.

Warum bietet die Corona-Pandemie die Chance für eine Neuausrichtung?

Pandemiewellen stressen das Gesundheitssystem

Dass die Pandemie Deutschland erreichen würden, hatten wir befürchtet. Bis wir realisiert hatten, dass es einen Nationalen und mehrere Länder-Pandemiepläne gibt, brach dann die erste Welle über uns herein. Wir konnten feststellen, dass die meisten Vorhersagen aus früheren Übungen tatsächlich eintrafen (Lükex 07, Pandemie-Übung 2012, Nationaler Pandemieplan 2017).

Die zweite Welle war mit einer hohen Wahrscheinlichkeit für den Winter in Aussicht gestellt. Wir freuten uns über den schönen Sommer mit niedrigen Infektionsraten und über unser wunderbar funktionierendes Gesundheitssystem. Was sollte also passieren? Die Zeit verstrich, Vorbereitungen blieben aus und plötzlich waren der Sommer und die verdienten Ferien zu Ende, Die Urlauber kehrten zurück, urplötzlich sollten auch die Schulen öffnen.

Leider wartete das Virus nicht auf den Winter. Bereits im September begannen die Inzidenzraten sich vom vorherigen Niveau zu entfernen, und Mitte Oktober ging es schon richtig nach oben. Die zweite Welle war da. Die Chancen zur Vorbereitung waren weitgehend vertan. Wer hätte die Planung auch anstoßen sollen?

Wenn sich die Impfungen nicht als rettendes Wunder entwickeln oder interventionelle Medikamente aus dem Nichts auftauchen, wird die mit großer Wahrscheinlichkeit auch eine dritte Welle kommen. Die Frage ist nur, ob uns wieder eine kurze Erholung gegönnt ist oder ob die Welle direkt von einem Plateau der zweiten startet.

Mal sehen.

Was kann uns vor der nächsten Welle bewahren?

Am Anfang stehe immer Ziele.

Wer nicht weiß, wohin er will, darf sich nicht wundern. Wenn er woanders ankommt.

Im Nationalen Pandemieplan sind sie veröffentlicht:

  • Reduktion der Morbidität und Mortalität in der Gesamtbevölkerung
  • Sicherstellung der Versorgung erkrankter Personen
  • Aufrechterhaltung essentieller, öffentlicher Dienstleistungen
  • zuverlässige und zeitnahe Information für politische Entscheidungsträger, Fachpersonal, die Öffentlichkeit und die Medien.

Klingt eigentlich ganz einfach.

Man (?!) muss sie nur umsetzen. Und jemand müsste Verantwortung übernehmen.

Wenn man ein solch dynamisches System wie eine Pandemie beeinflussen will, benötigt man belastbare Informationen. Ein solches Monitoring ist bereits im Bericht  LÜKEX 07 erwähnt. Im Nationalen Pandemieplan ist es als vorhanden beschrieben (servNET). Ein aktuelles Projekt im RKI soll es erstell (DEMIS). Nachdem das alles nicht gefruchtet hat, greifen seit Sommer die Fachleute der Gematik dem RKI unter die Arme. Vielleicht ist es ja bis zur dritten Welle verfügbar und funktioniert über alle Schnittstellen hinweg von der Probennahme bis zur Politikunterstützung.

Wenn man 60 Mio € für eine App ausgeben kann, sollte die Entwicklung eines solchen Systems doch möglich sein. Eine bessere Rendite (ROI) kann es derzeit gar nicht geben!

Eine solche ernste Situation wie eine Pandemie und solche einschneidende Maßnahmen setzen zwingend ein umfassendes Kommunikationskonzept voraus. Bürgen und Entscheidungsträger auf allen Ebenen müssen evidenzbasiert über grundlegende Fakten informiert werden.

Verantwortungsträger in Bevölkerung und in Wirtschaftsbetrieben sind aber mit ihren Entscheidungen weitgehend allein gelassen. Sicher steht die jeweils erforderliche Information auf irgendeiner Seite bei irgendeiner Einrichtung. Aber es ist nicht zumutbar, sich sie sich diese Informationen selbst zusammenzutragen. In der Regel haben sie auch gar nicht die Expertise, diese Informationen zu bewerten. Ergebnis: FRUST und VERWIRRUNG.

Die Politik betont, dass die Bevölkerung die Maßnahmen akzeptieren müsse, damit sie wirklich wirksam werden. Akzeptieren kann man in unserer offenen Gesellschaft aber nur, was man versteht. Zumindest sollte man wissen,

  • worin die Maßnahmen genau bestehen,
  • welche Wirkungen man erwartet,
  • wie lange sie dauern sollen,
  • auf welcher Evidenz sie gründen (Wissenschaft, Risikomanagement, …),
  • wer die Maßnahmen beschlossen hat,
  • wie die Beschlüsse zustande gekommen sind,
  • auf welcher rechtlichen Grundlage sie beruhen,
  • wer sie mit welcher Konsequenz durchsetzt.

Die Informierung der Bürger zu diesen Themen existiert praktisch nicht!

Was sind die Folgen?

  • Jede Talkshow hat ihren Ministerpräsidenten, ihren Virologen, ihren Epidemiologen, ihren Journalisten und ihren Promi, die allesamt versuchen, ihre persönliche, unabgestimmte Sicht als die einzig richtige zu präsentieren. So schafft jede Talkshow eine eigene Wahrheit.
  • “Querdenker” und Populisten haben ein leichtes Spiel, sich diese Unsicherheit zunutze zu machen. Extreme Randgruppen schließen sich an.
  • Eine bessere Steilvorlage können sich die Vertreter von Verschwörungstheorien gar nicht wünschen.
  • Wer kann an dieser Situation etwas ändern?
  • Wer trägt wofür Verantwortung?
  • Wie kann man diesen Personen helfen?

Als erste rasche Lösung schlagen wir vor, eine Pandemie-Taskforce einzurichten. Vgl, dazu unsere Pressemitteilung vom …

Es ist offensichtlich, dass die salu.TOP-Schlüsselelemente viele dieser ungünstigen Entwicklungen verhindern könnten. Wie das geht, ist in Kap. 7.4 dargelegt.

Als erste rasche Lösung schlagen wir vor, eine Pandemie-Taskforce einzurichten. Vgl, dazu unsere Pressemitteilung vom 07.12.2020.

Diese Taskforce wäre eine gelungene Vorstufe zu Nationalen Institut für Gesundheit, das im Falle einer Pandemie die Fäden zusammenführen und tragfähige Entscheidungsgrundlagen für die politisch Verantwortlichen bereitstellen kann.

Das Virus, wissenschaftliche Evidenz und Methoden zum Umgang mit einer Pandemie sind bundesweit einheitlich. Allein die organisatorische Umsetzung der Maßnahmen ist spezifisch für die einzelnen Bundesländer.