Ethik und Monetik

Prof. Dr. Georg Marckmann hat bei der Sitzung des Expertenrates am 13.07.2021 zum Thema Ethik festgestellt:

Im Versorgungsalltag setzen sich ökonomische Aspekte in der Regel gegenüber ethischen Forderungen durch.

Das ist traurig aber wahr. Die aktuelle Lage des Gesundheitssystems macht die Konsequenzen überdeutlich. Hier ein paar wenige Beispiele:

  • Zahlreiche Krankenhäuser haben ihre Kosten zu Lasten des Pflegepersonals gesenkt. Mit zum Teil drastischen Folgen für Patienten und Mitarbeiter.
  • Der Raubbau am Öffentlichen Gesundheitsdienst führte zu fehlendem qualifiziertem Personal, miserabler Infrastruktur und völlig unzureichender IT-Vernetzung. Die bedrückenden Folgen in der Corona-Pandemie haben wir alle noch deutlich vor Augen …
  • Zur Steigerung von Einnahmen nahm die Zahl nicht-indizierter Eingriffe zu. Als Konsequenz mussten Gesetzgeber und nachgesetzliche Einrichtungen immer wieder aktiv eingreifen: Mindestmengenregelung, Stop der Abrechnungsfähigkeit ambulanter Arthroskopien, Zweitmeinungsgesetz, …

Geld ist genug da. Man müsste es nur für die „richtigen“ Maßnahmen ausgeben. Zu Frage, was richtig ist,  hat sich der Sachverständigenrat zur Begutachtung der Entwicklung im Gesundheitswesen in zahlreichen Gutachten geäußert. Niemand kann sagen, er wüsste das nicht.

Das Postulat „Ethik als Voraussetzung für Produktivität“ [1]  könnte genauso für das Gesundheitswesen gelten.

Für die Umsetzung kommen die Vorschläge der Initiative Strategiewechsel jetzt! zum Tragen. Sie verdichten sich in den fünf Schlüsselelementen:

Gesundheits- und Versorgungsziele, Patientenorientierung und Bedarfsorientierung geben entscheidende Hinweise, wofür unsere Gesellschaft die umfangreichen Mittel einsetzen will.

Verantwortung und Transparenz zeigen, inwieweit dies in der Umsetzung gelingt. Ordnen die Verantwortlichen die Mittel wirklich den Maßnahmen zu, die die Ziele unterstützen. Orientieren sie sich dabei an den Patienten und am Versorgungsbedarf? Stichwort: Allokative Effizienz.

Mit einer leistungsfähigen IT-Struktur könnte die erforderliche Transparenz problemlos hergestellt werden. Die zügige Entwicklung wird noch immer von zu vielen gebremst. Vielleicht um Intransparenz weiterhin für “Spielchen” zu nutzen?

 

 

[1]  Christian A. Conrad: Wirtschaftsethik: Eine Voraussetzung für Produktivität. Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH, 2016. ISBN 978-3-658-12402-1